125 Jahre veterinärmedizinische Fakultät Bern

Tag der offenen Tür | Tierspital Bern | Samstag, 28. Juni 2025 | 10 - 17 Uhr

Ein kleiner, exemplarischer Einblick in die Geschichte der Fakultät, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

In der Berner Tierarzneischule wird seit 1806 viel zu Tierseuchen gelehrt; eine Lehre, welche sich bereits stark an der Wissenschaft orientiert. Aufgenommen wird man ohne Maturitätsabschluss, trotzdem wird die Schule in die medizinische Fakultät der 1834 gegründeten Universität Bern integriert. Die Differenzen zwischen den Tiermedizinern und anderen Universitätsprofessoren sind jedoch gross, zu gross: «Es sei schon aus Schicklichkeitsgefühl und Rücksicht auf die Würde höherer Wissenschaft vor Gleichstellung oder gar Verschmelzung zu warnen». (Klaesi, 1951) Der Regierungsrat löst die Schule 1868 wieder von der medizinischen Fakultät los und stellt sie unter ein eigenes Gesetz.

Die Schüler mussten zum Eintritt in die Tierarzneischule das 17. Altersjahr zurückgelegt haben, ein Leumundszeugnis vorweisen und durch eine Aufnahmsprüfung bezeugen, dass sie mindestens das Pensum einer zweiteiligen Sekundärschule vollständig absolviert hatten.
Aufnahmebedingungen Tierarzneischule Bern ab 1868 (Rubeli, 1900, S. 146).

Zum Ende des 19. Jahrhunderts erkämpft die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) beim Bundesrat, dass die Hochschulreife zum Aufnahmekriterium für die Tierarzneischule wird. Der akademische Anspruch des Berufs wird dadurch gestärkt. Mit Verweis auf die gestiegenen Anforderungen und auf die steigende Anzahl der wissenschaftlich tätigen Tierärzte kommt es 1900 zu einer Volksabstimmung, um die Tierarzneischule in eine eigenständige veterinärmedizinische Fakultät der Universität Bern zu überführen.

Die Berner Tierarzneischule zwischen 1826 und 1890 mit der Schmiede (rechts), den Stallungen (Mitte) und dem Lehrgebäude (links).
Die Studenten im Wintersemester 1896/97 (Fotograf*in unbekannt)

Mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 77 Prozent beschliesst das Berner Volk am 21. Januar 1900, die Tierarzneischule in eine eigenständige Fakultät der Universität Bern überzuführen. Die Aufnahmebedingungen für das achtsemestrige Studium führen dazu, dass viele Studenten ihren Abschluss in Latein nachholen müssen. Davon zeugt der grosse Bestand an Cäsars «de bello Gallico» in der historischen Bibliothek des Tierspitals.

Die neu gegründete Fakultät darf auch die Doktorwürde verleihen. Dies wird in den ersten Jahren zum öffentlichen Zankapfel: Im Wintersemester 08/09 promovieren an der Fakultät 130 Tierärzte; dies bei gerade einmal 49 eingeschriebenen Studenten. Weil die Promotion in Veterinärmedizin anderenorts noch nicht möglich ist, reichen besonders deutsche Tierärzte ihre Dissertation in Bern ein. Die Zeitung «Der Bund» sorgt sich um den guten Ruf der Berner Hochschule. Der Regierungsrat verschärft darauf das Reglement: Doktoranden müssen mindestens ein Semester in Bern studieren und zusätzliche Prüfungen ablegen.

Diese Verschärfungen sind geeignet, in Zukunft die Zahl der veterinär-medizinischen Doktorpromotionen auf ein vernünftiges Mass zurückzuführen und den Ruf, das Ansehen und die Ehre der Fakultät weiter zu wahren und zu mehren.(Der Bund, 1909)

Bereits fünf Jahre vor der Fakultätsgründung ist die Tierarzneischule in das am alten Ort neu gebaute Tierspital eingezogen. Noch heute werden die aus dieser Zeit stammenden Gebäude im Areal Engehalde durch die Universität genutzt. Mit Ausnahme der Kurse für die Fleischbeschau, die im Schlachthaus stattfinden, sind damit alle Institute und Kliniken an einem Ort vereint. Getrieben vom Militär verlagern sich die Schwerpunkte in Lehre und Forschung in die Pferdemedizin: Zur Schweizer Armee gehören im Nachgang des ersten Weltkriegs mehr als 60'000 Pferde1.

1 Besuchen Sie dazu die Ausstellung «Im Galopp: Pferde in der Schweizer Armee», bis am 28. November in der Bibliothek am Guisanplatz

Das Tierspital mit der Hufbeschlagsanstalt, dem eigentlichen Spital mit Stallungen und dem Anatomiegebäude (von rechts nach links) um 1906. (Fotograf*in unbekannt)

Die Veterinärmedizin stellte sich ab der Zwischenkriegszeit in den Dienst der Eidgenossenschaft. Nicht nur mit den militärisch genutzten Tieren; neu geht es auch um die wirtschaftliche Landesverteidigung. Drei Viertel des landwirtschaftlichen Ertrags stammt zur Mitte des 20. Jahrhunderts aus der Nutztierhaltung. Dieser Ertrag wird jedoch durch Tierseuchen gefährdet. So besteht die Aufgabe der Tiermedizin nicht nur in der Heilung kranker Tiere, «sondern insbesondere auch in der Sicherstellung und Wiedergewinnung der wirtschaftlichen Nutzungsfähigkeit» (Schmid, 1951). Hoffnung versprechen die Antibiotika, welche erstmals eine effektive Behandlung bakterieller Infektionen erlauben.

Der «Gstudierte», wie unser Volk ihn nennt, soll seinem Volke und das heisst seinem Mitmenschen dienen, dienen mit seinen Gaben und Fähigkeiten, dienen mit dem, was er auf der Hochschule erkannt und gelernt hat, dienen aber vor allem mit dem unbeirrbaren, mutigen Willen zur Wahrheit. Denn ein Volk darf nie müde werden, immer wieder nach der Wahrheit zu suchen, wenn es sein kostbarstes Gut: seine Freiheit, behalten will.
(Feldmann, 1951, S. 14)

Ende der 30er Jahre beginnt mit Elsa Mühlethaler die erste Frau das Studium der Veterinärmedizin in Bern. Mit der Generalmobilmachung 1939 werden die dienstpflichtigen Männer aus dem Tierspital abgezogen. Mühlethaler springt als Assistentin ein und übernimmt eine tragende Rolle in der Tierklinik2. Nach dem Staatsexamen 1941 und einem Forschungsaufenthalt eröffnet Mühlethaler als erste Frau eine eigene Tierarztpraxis. Dort behandelt sie als eine der Wenigen die in der Gesellschaft immer populärer werdenden Haustiere.
Der Frauenanteil im Studium steigt ab da stetig an; heute liegt der Anteil Frauen unter den Berner Absolvent*innen bei über 80 Prozent.

2 Hören Sie dazu die Sendung «Zeitblende» von Radio SRF

Die erste Berner Tierärztin Elsa Mühlethaler (fünfte von rechts) im FHD-Kriegshundelager in Bex 1943 (Fotograf*in unbekannt)
Pferdeklinik um 1945 (Fotograf*in unbekannt)

Die Entwicklung der Veterinärmedizin stellt den Kanton Bern vor Herausforderungen: Hochqualifizierte Forschende aus den USA bringen die laborgestützte Medizin in die Schweiz: Neben der Hufschmiede sind neu auch Elektronenmikroskope gefragt. Die sechzig Jahre alten Gebäude in der Engehalde genügen den modernen Anforderungen nicht mehr: Fehlende Isolierställe, kein Platz für die Kleintiere, eine baufällige Sektionshalle, unzureichende Hygiene, Zentrifugen im Treppenhaus oder fehlende Zugänge zu Sammlungen für Studierende – mit einer fulminanten Rede setzt sich Grossrat O. Wirz am 14. September 1953 für eine Sanierung des Tierspitals ein.

Sorgen wir dafür, dass der stolze Landwirtschaftskanton Bern veterinär-medizinische Institute schafft, die seiner würdig sind und die man auch besuchen und zeigen darf.
Grossrat O. Wirz, 14. September 1953

Ein Umbau am bestehenden Standort kommt nicht infrage; der Regierungsrat kann sich mit der Burgergemeinde auf die Übernahme des heutigen Areals in der hinteren Länggasse einigen. Dekan Hans Fey ruft bei der Eröffnung 1966 dazu auf, die Räume mit pulsierendem Leben zu füllen. Die Veterinärmedizin habe sich zu lange zurückgehalten: «Der gute Mann kann zwar bescheiden sein, aber der Bescheidene ist nicht notwendigerweise gut, und allzu oft führt Bescheidenheit auch zu bescheidenen Leistungen.»

Pferdeklinik 1966 (Fotograf*in unbekannt)

Der neue Standort bringt den gewünschten Aufschwung: Die Forschung gewinnt an Stellenwert. Dies zeigt sich nicht nur in einem markanten Anstieg der Zahl der Publikationen, sondern auch in deren Qualität. Nun haben auch die Kleintiere ihre eigene Klinik, was sich in steigenden Fallzahlen niederschlägt. Davon profitieren nicht nur Tierbesitzer*innen, sondern auch Studierende, die in ihrer praktischen Ausbildung immer mehr Krankheitsbildern begegnen. Zu den praktischen Erfahrungen trägt auch das 1996 eingeführte Klinikjahr bei – fortgeschrittene Studierende betreuen unter Aufsicht Klinikpatienten und arbeiten in den diagnostischen Labors mit.

Der Frauenanteil unter den Studierenden nimmt im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts markant zu: Waren unter den 216 Studierenden im Wintersemester 75/76 noch 26 Prozent Frauen, stieg der Anteil bis Ende des Jahrhunderts auf 68 Prozent an (bei insgesamt 345 Studierenden im Wintersemester 98/99). Das insgesamt hohe Interesse am Studium der Veterinärmedizin zwingt die Fakultät, zur Sicherung der Qualität des Studiengangs 1999 erstmals eine Zulassungsbeschränkung durchzusetzen. Die Ausbildung mit vielen praktischen Kursen lässt – bei beschränkten Mitteln – nur eine bestimmte Anzahl an Auszubildenden zu. Mit den Diskussionen um den Numerus Clausus starten auch die Arbeiten zur Reform des Studiums, welches mit Zürich harmonisiert werden soll.

Die Fakultäten Bern und Zürich sind (…) bemüht, das veterinär-medizinische Curriculum zu reformieren und ein neues für beide Ausbildungsstätten annähernd gleiches Curriculum anzubieten.
Dekan A. Friess, 5. Dezember 1998

25 Jahre ist man nun schon am Standort in der hinteren Länggasse – der Platz wird erneut knapp. Eine Erweiterung des Gebäudes der Pathologie, Bakteriologie und Virologie, eine Tierkadaverhalle und das neue Lehrgebäude schaffen vorerst Abhilfe. Die gestiegenen Vorschriften für die Verarbeitung von gefährlichen Mikroorganismen führen zum Einbau eines Sicherheitslabors für die Mikrobiologie.

Das neue Lehrgebäude 1991 (Fotos: Margrit Baumann/Kanton Bern)

Aufbruchstimmung verbreitet sich zu Beginn des Jahrtausends and der veterinärmedizinischen Fakultät in Bern: Mit dem auf Wintersemester 03/04 eingeführten neuen Curriculum, welches mit dem europäischen Bologna-System kompatibel ist: Die grossen Zwischenprüfungen entfallen, neu werden die absolvierten Module unterrichtsnah geprüft. Die neuen Abschlüsse (Bachelor/Master) werden ab 2007 erteilt. Und mit einer komplett neuen Zusammenarbeit mit Zürich – das harmonisierte Curriculum markierte nur den Beginn.

Es ist das bisher grösste Kooperationsprojekt der Schweizer Hochschullandschaft
Jahresbericht der Universität Bern, 2006

Per 1. September 2006 führen die beiden Standortkantone ihre veterinärmedizinischen Fakultäten in der gemeinsamen Vetsuisse-Fakultät zusammen. Diese Fusion dient der Qualitätssicherung in Forschung, Lehre und Dienstleistung sowie dem Ausbau der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Die neue Fakultät wird 2008 durch die European Association of Establishments of Veterinary Education (EAEVE) positiv evaluiert: Die Schweizer Ausbildung erfüllt die Standards der EU-Kommission, was Tierärzt*innen mit einem Abschluss an der Vetsuisse-Fakultät erlaubt, in den angeschlossenen EU-Staaten zu praktizieren.

Die letzten Jahre sind – wie so vieles – geprägt durch die weltweite Pandemie: In der Lehre kann die Fakultät dank guter Vorbereitung und grosser Flexibilität aller Beteiligten mit neuen Lehrformen die Kontinuität gewährleisten. Die Fakultät ist jedoch nicht nur Betroffene der Krise, sondern auch Teil der Lösung: Forschende des Instituts für Virologie und Immunologie können als erste weltweit das SARS-CoV-2-Virus rekonstruieren und zusammen mit internationalen Partnern einen schnellen Antikörpertest gegen SARS-CoV-2 entwickeln.

Erneuter Platzmangel und gestiegene Hygieneanforderungen führen 2001 zur Renovation des Nutztierstalls, was neu die Separierung kranker Tiere ermöglicht. Der Schweinestall muss verlegt werden und wird 2002 in den ehemaligen Reserveställen der Pferdeklinik neu eingerichtet. Für mehr Gruppenarbeitsräume opfert die Fakultät die Mensa und verkleinert die Bibliothek. Ende 2005 kann die umgebaute Kleintierklinik bezogen werden, die nun auch ausreichend Platz für die bildgebenden Verfahren bietet.

125 Jahre Fakultät – das Jubiläumsjahr mit dem Tag der offenen Tür ist begleitet von strategischen Herausforderungen: Die europäische Akkreditierung der Vetsuisse-Fakultät ist pendent. Die Studierenden in der Schweiz müssen mehr praktische Ausbildung in Lebensmittelsicherheit erhalten, um den europäischen Standards in diesem Bereich zu genügen. Zudem hat die Visite Mängel bei der Biosicherheit festgestellt: Die bestehenden Isolationseinheiten entsprechen nicht den hohen Anforderungen, welche heutzutage an den Schutz vor Infektionen gestellt werden. Der Bericht kritisiert auch die suboptimalen Platzverhältnisse für Studierende und Mitarbeitende.

Sechzig Jahre nach dem Bezug des Areals in der hinteren Länggasse kommt die Infrastruktur wieder einmal an ihre Grenzen. Als Sofortmassnahme hat der Grosser Rat noch letzten November einen Verpflichtungskredit für neue Isolationseinheiten gesprochen – diese sollen 2027 bezugsbereit sein.

Es werden hervorragende Leistungen erbracht, es ist ein führender Standort in ganz Europa. Mit Leidenschaft engagieren sich die Leute, den Betrieb aufrechtzuerhalten, und sind auch für das Tierwohl und für die Tiergesundheit da.
Grossrat Dominik Blatti im Rahmen der Parlamentsdebatte vom 26. November 2024

Das Problem der knappen Platzverhältnisse können auch die Isolationseinheiten nicht lösen. Aktuelle politische Forderungen nach einer Überarbeitung des Numerus Clausus und einer Erhöhung der Studienplätze könnten die Raumsituation noch mehr verschärfen. Der Grosse Rat deshalb den Regierungsrat beauftragt, bis Ende dieses Jahr «konkrete Vorschläge für den langfristigen Standort des Tierspitals» auszuarbeiten.

Dass es auch langfristig eine gut aufgestellte Vetsuisse Fakultät in Bern brauchen wird, zeigt sich am Erfolg der wissenschaftlichen Arbeit, klinischen Dienstleistungen und tiermedizinischen Aus- und Weiterbildung. In internationalen Rankings liegt die Vetsuisse Fakultät regelmässig unter den Top 10 der Welt. Die Kliniken behandeln jährlich über 1000 Kühe, mehr als 2000 Pferde, zwischen 8000 und 10'000 Hunde und Katzen und einige Dutzend andere Tiere. Die Forschenden sind jährlich an über 500 wissenschaftlichen Publikationen beteiligt.

Lehre

Die Vetsuisse-Fakultät sichert mit einer forschungsbasierten und praxisorientierten Grundausbildung den Nachwuchs an Tierärztinnen und Tierärzten in der Schweiz. Dank vielfältiger Weiterbildungs- und Spezialisierungsprogrammen ermöglicht die Fakultät das lebenslange Lernen und den Erwerb von national und international anerkannten Qualifikationen. Die Fakultät mit ihren Standorten Bern und Zürich gehört dank exzellenter Lehre und Forschung zu den zehn besten tiermedizinischen Fakultäten der Welt.

Studiengang Veterinärmedizin

Die Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern bereitet mit einem international ausgerichteten Curriculum die Studierenden optimal auf ihre vielfältige berufliche Tätigkeit vor: für die veterinärmedizinische Praxis, für die Forschung, für die Industrie oder für Tätigkeiten in der öffentlichen Verwaltung.

Der Studiengang Veterinärmedizin dauert fünfeinhalb Jahre und besteht aus sechs Semestern Bachelor- und aus fünf Semestern Masterstudium. In den Bachelorstudiengang werden aktuell 82 Studierende pro Jahr aufgenommen (Zulassungsbeschränkung).

Wer erfolgreich das Masterstudium absolviert hat, kann sich zur eidgenössischen Prüfung in Veterinärmedizin anmelden und damit das Berufsdiplom als Tierärztin oder Tierarzt erlangen, welches zur selbständigen Tätigkeit auf allen veterinärmedizinischen Gebieten berechtigt.

Weiterbildungsprogramme

Zum Erlangen des Doktortitels können Master-Absolventinnen und -Absolventen an der Vetsuisse-Fakultät promovieren. Im Zentrum des Doktorats steht die Dissertationsschrift: Eine wissenschaftliche Abhandlung, die begutachtet und vorgetragen werden muss. Die Annahme der Dissertationsschrift berechtigt zur Führung des Doktortitels «Dr. med. vet.».

Rund 20 von nationalen oder internationalen Organisationen anerkannte Spezialisierungsausbildungen vertiefen die Grundausbildung des Studiums im jeweils gewählten Fachbereich. Deren Absolventinnen sind reich an praktischer Erfahrung – sei es in einem klinischen oder nicht-klinischen Umfeld – und haben bereits zu eigenen Forschungsprojekten publiziert.

Auf weiteren Qualifikationswegen – sei es in PhD-Programmen oder mit einer Habilitation –ebnet die Vetsuisse-Fakultät den Weg für eine akademische Karriere. Auch nicht-akademische Fachpersonen können von den Weiterbildungsprogrammen der Fakultät profitieren: Erstmals können sich ab Januar 2026 bereits Berufstätige aus verschiedenen Disziplinen mit dem CAS One Health in diesem bereichsübergreifenden Ansatz weiterbilden. Darüber hinaus organisieren die verschiedenen Kliniken und Institute Fachtagungen und Kurse für veterinärmedizinische Praktikerinnen und Praktiker.

Forschung

Die Forschung der Vetsuisse-Fakultät dient dem Erhalt und der Förderung von Tierwohl und Tiergesundheit, aber auch dem Schutz der menschlichen Gesundheit und einer intakten Umwelt. Das aus der Forschung resultierende Fachwissen wenden die Forschenden zum Nutzen der Gesellschaft an.

Tiergesundheit und Tierwohl

Veterinärmedizinische Forschung stärkt das Wohl und die Gesundheit von Heim- und Nutztieren. Ob Reproduktionsmethoden bei Zuchttieren (->), Bandscheibenvorfälle beim Hund, Infektionskrankheiten in landwirtschaftlichen Betrieben, Tests zum Erkennen von Erbkrankheiten (->), Diäten bei Nierenerkrankungen oder epileptische Anfälle bei Katzen: Das Forschungsfeld ist weit und unterstützt die Gesellschaft dabei, Zusammenhänge besser zu verstehen: Für Tier, Mensch und Umwelt.

Nachhaltigkeit und Biodiversität

Tierhaltung und Behandlungsmethoden haben ökonomische und ökologische Auswirkungen. Die Forschung der Vetsuisse-Fakultät soll mit dem Wissen über Infektionskrankheiten dazu beitragen, nachhaltige Lösungen für die Tierproduktion zu finden. Pharmakologische und toxikologische Grundlagenforschung liefern Erkenntnisse über Umwelteinflüsse auf Organismen; die Forschung an Bienen ist aufschlussreich für das Verständnis von Wechselwirkungen in Ökosystemen; an Fischen lernen wir, wie Schadstoffe das Immunsystem beeinflussen und epidemiologische Untersuchungen bei Wildtierpopulationen zeigen auf, wie Infektionskrankheiten weitergetragen werden.

Infektionskrankheiten und One Health

Die Forschenden der Vetsuisse-Fakultät unterstützten die Prävention vor Infektionskrankheiten, die akute Reaktion auf Ausbrüche und deren langfristiges Management. Warum sind Menschen und Tiere anfällig auf Infektionskrankheiten und wie funktioniert das Immunsystem? Wie überlisten die Krankheitserreger diese Abwehrmechanismen? Haben sie Auswirkungen auf das Nervensystem? Welche Prävention schützt, welche Therapie nützt? Zahlreiche Forschungsgruppen aus vielen Instituten und dem spezialisierten MCID widmen sich mit dem ganzheitlichen One Health Ansatz diesen Fragen und tragen – zusammen mit der Überwachung von Infektions- und Produktionskrankheiten in landwirtschaftlichen Betrieben – zur öffentlichen Gesundheit bei.

Gemeinsam schaffen wir Wissen zum Wohl von Tier, Mensch und Umwelt. Jeden Tag. Unsere Erkenntnisse publizieren wir: Tauchen Sie ein in die aktuelle Forschungsvielfalt der Vetsuisse-Fakultät – auf dem BORIS-Portal der Universität Bern.

Dienstleistungen

Die Kliniken und Institute der Vetsuisse-Fakultät erbringen neben ihrem Kernauftrag in Lehre und Forschung Dienstleistungen für Tierhalterinnen und Tierhalter, für Fachpersonen, für Organisationen oder für die öffentliche Verwaltung.

Tierspital Bern

Im Tierspital Bern mit der Kleintierklinik, der Pferdeklinik sowie der Nutztierklinik profitieren die Patientinnen und Patienten von den neusten tiermedizinischen Erkenntnissen. Spezialisierte Teams in der Kleintierklinik sorgen rund um die Uhr für das Wohlergehen der aus tierärztlichen Praxen überwiesenen Hunde und Katzen – auch in Notfällen. An der ISME Pferdeklinik Bern und am Standort in Avenches finden Halterinnen und Halter von Pferden und Eseln Spezialistinnen und Spezialisten auf den Gebieten der Inneren Medizin, der Chirurgie, der Reproduktions- und der Arbeitsmedizin, welche ihre Tiere rund um die Uhr nach den neusten Standards betreuen. Die Mitarbeitenden der Wiederkäuerklinik betreuen Viehbestände vor Ort und behandeln Rinder, Schafe oder Ziegen in der stationären Klinik in Bern. Die Expertinnen und Experten der Schweineklinik untersuchen und behandeln kranke Tiere fast ausschliesslich in den landwirtschaftlichen Betrieben.

Labor und Diagnostik

Kaum eine medizinische Diagnostik ist ohne spezialisierte Laboruntersuchungen möglich. Das klinische Labor der Vetsuisse Fakultät untersucht jedes Jahr rund 20‘000 Proben aus den eigenen Kliniken und aus Privatpraxen. Die Pathologie untersucht ganze Tiere und Gewebeproben, die Fakultät betreibt Referenzlabore für allerlei Tierseuchenerreger oder zu Antibiotikaresistenzen und führt Gentests zur Früherkennung von Erbkrankheiten durch.

Beratungen

Die Mitarbeitenden der Vetsuisse-Fakultät teilen ihr Wissen nicht nur über die Publikation von Forschungsresultaten oder in angebotenen Weiterbildungen. Sie beraten Bundesämter, kantonale Veterinärämter, private Tierarztpraxen oder andere Laboratorien in allen Fragen rund um die Veterinärmedizin.

Für eine Gesellschaft, die der Gesundheit und dem Wohlergehen von Mensch und Tier höchste Priorität einräumt, schafft die Vetsuisse-Fakultät jeden Tag neues, relevantes Wissen. Dieses Wissen teilt sie öffentlich und trägt es mit den von ihr aus- und weitergebildeten Fachpersonen in die Praxis.

Viele Aspekte der Tiergesundheit sind eng verbunden mit der menschlichen Gesundheit und dem Schutz der Umwelt. Das Wissen darüber hilft Zusammenhänge besser zu verstehen, die Tiergesundheit und das Tierwohl zu fördern, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern und damit eine nachhaltige Gesellschaft zu unterstützen. Um dieses Wissen zu schaffen, arbeitet die Vetsuisse-Fakultät sowohl national als auch international mit der Humanmedizin, den Agrarwissenschaften, den Naturwissenschaften und den Sozialwissenschaften zusammen.

Die Vetsuisse-Fakultät will ihre Position als eine führende veterinärmedizinische Fakultät in Europa halten. Überzeugen Sie sich selbst, auf Ihrem Rundgang an unserem Tag der offenen Tür.