Vetsuisse-Fakultät​ (Veterinärmedizin)

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Was macht einen Hund zu einem «super sniffer»?

Haben wir uns nicht schon alle einmal gefragt, ob unser Hund geeignet ist, um Trüffel zu finden? Ist die Nase einer Hunderasse ausschlaggebend? In dem kürzlich veröffentlichten Artikel des Wissenschaftsjournals "Science" finden wir Antworten auf diese Frage, die in diesem Artikel zusammengefasst sind.

von Meike Mevissen

Welche Fellnase ist besonders gut im Aufspüren von Trüffeln, bei der Drogensuche oder in der Nachsuche bei der Jagd? Ist es der Mops oder der Bluthund?

Lange wurde angenommen, dass die Arbeitsrassen, wie Deutsche Schäferhunde, Bluthunde und Labrador Retriever, besonders gut ausgebildete Riecheigenschaften haben im Vergleich zu anderen Hunderassen. Dies wurde nun auf den Kopf gestellt. Die Forschenden  nehmen an, dass der Erfolg dieser Hunderassen dahingehend begründet ist, dass sie über Generationen auf ihre Eigenschaften für  Trainingserfolg und Gehorsam gezüchtet wurden, was eng mit dem Aufspüren verbunden ist. Hunde können, im Vergleich zu vielen anderen Säugern, generell extrem gut riechen.

Die Untersuchungen sind nicht trivial, um herauszufinden, ob ein Hund besser riechen kann oder ob er eben nur besser bestimmten Kommandos folgt und so zum Ziel kommt. Daher wurden in dieser Studie Vergleiche betreffend der Geruchserkennungsfähigkeiten von Haushunden, Wölfen und Kojoten angestellt, indem deren Schädel und genetisches Material untersucht wurden. Mit Hilfe von CTScans wurden 3D-Modelle von 104 Schädeln von 45 verschiedenen Hunderassen, einer Wolfsart und einer Kojotenart erstellt. Anhand dieser Modelle wurde dann die Fläche einer knöchernen Struktur im Schädel, der so genannten «cribriformen Platte», die von Geruchsnerven durchzogen ist und die Geruchsinformationen an das Gehirn weiterleitet, gemessen. Je grösser diese cribriforme Platte im Verhältnis zur Körpergröße eines Säugetiers ist, desto mehr deutet das auf einen besseren Geruchssinn hin.

Die Forscher untersuchten auch genetische Parameter, die anzeigen können, wie gut ein Säugetier riecht. So wurden die Genome von 111 Haustierrassen, 27 Wölfen und vier Kojoten durchsucht, um herauszufinden, wie viele Kopien von Genen für die Geruchserkennung jedes Tier hatte. Auch hier gibt es eine positive Korrelation zwischen der Anzahl Gene und der Stärke des Geruchssinn: mehr solche Gene können auf einen besseren Geruchssinn hindeuten. Anschliessend untersuchten sie Gewebeproben aus den Mäulern von 24 weiteren Haustierrassen und suchten nach den RNA-Gegenstücken dieser Gene, um herauszufinden, welche dieser Gene tatsächlich für Proteine kodieren, die beim Erschnüffeln von Gerüchen eine Rolle spielen.

Aus diesen Messungen schlossen die Forscher, dass Haushunde - eine Kategorie, die alte Rassen wie z. Bsp. Dingos umfasst, sowie bekannte Rassen wie Spaniels und Corgis - wahrscheinlich weniger empfindliche Nasen haben als Wölfe und Kojoten. Es wird angenommen, dass die Domestizierung und die Abhängigkeit vom Menschen bei der Nahrungsbeschaffung den evolutionären Druck zur Aufrechterhaltung eines solch scharfen Geruchssinns abgeschwächt haben.

Entgegen der landläufigen Meinung fanden die Forscher jedoch keine genetischen oder morphologische Beweise dafür, dass einige Haushunderassen eine bessere Spürnase haben.

Es sind allerdings weitere Studien insbesondere mit genetischen Untersuchungen notwendig, um die Hypothese abschliessend zu klären. «Es gibt wirklich einen Unterschied zwischen wilden Caniden und Hunden», sagt Deborah Bird, eine der Autorinnen der Universität in Kalifornien (UCLA). «Das Spannende an dieser Studie ist, dass sie mit dem Mythos aufräumt, dass der Bluthund einen übernatürlichen Geruchssinn hat. Eher kann angenommen werden, dass Verhaltensmerkmale, wie der Wunsch, zu gefallen, oder eine hohe Ausdauer manche Hunde dazu bringen, so auszusehen, als hätten sie eine feinere Nase als andere.»

Schlussendlich könnte unsere Wahrnehmung, dass einige Hunde bessere Spürhunde sind als andere, eine sich selbst verstärkende Prophezeiung sein: Es könnte daran liegen, dass sie daran interessiert sind, ihre Nasen einzusetzen, um uns bei etwas zu helfen, das wir von ihnen wollen.

Zusammenfassend gibt es also keine Hinweise darauf, dass einige Haushunderassen einen besseren Geruchssinn haben als andere.

Wer mehr Details erfahren möchte, kann in dem Originalartikel mehr erfahren (Genetic and anatomical determinants of olfaction in dogs and wild canids | bioRxiv; https://doi. org/10.1101/2024.04.15.589487) Quelle: doi: 10.1126/science.zy502i8; All dog noses—whether a pug’s or a bloodhound’s—are created equal | Science | AAAS

Vetsuisse-News

Dieser Artikel erschien im Original in der VetsuisseNews 2/24.

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